Wann muss ich mit meinem Kind zum Arzt?

Entscheidungen in Gesundheitsfragen zu treffen, ist im Zusammenhang mit Kindern, oft eine Herausforderung. Wann muss ich mit meinem Kind zum Arzt? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Generell versichere ich Ihnen, dass Sie sich als Eltern und Erziehungsberechtigte niemals schämen oder ein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn Sie zu mir kommen, selbst wenn sich herausstellt, dass alles nicht so schlimm war wie befürchtet. Ich nehme Ihre Sorgen und Nöte grundsätzlich ernst.

Rufen Sie gerne an, wenn Sie sich unsicher sind. Telefonisch lässt sich oftmals abklären, wie schwer Symptome oder eine Erkrankung sind und ob es sich um einen Notfall handelt.

Dennoch möchte ich Ihnen eine Liste von Krankheitsmerkmalen oder Vorboten an Hand geben. Die können als erster Hinweis dienen, dass es sich bei ihren Beobachtungen möglicherweise um eine Erkrankung handelt, die unverzüglich von einem Arzt in Augenschein genommen werden wollte.

Ernstzunehmende Signale von A bis Z

Atemnot

Ihr Kind bekommt schlecht Luft, leidet unter Atemnot. Oder das Kind atmet sehr schnell oder unregelmäßig und auch wenn Sie Geräusche beim Atmen hören. Lassen Sie unverzüglich abklären, was die Ursache ist.

Bewusstlosigkeit

Ihr Kind ist ohne Bewusstsein, rufen Sie umgehend den Notarzt/Krankenwagen: Telefon in Spanien 112 oder 061

Croup-Husten (Krupp-Husten)

Korrekterweise sollte dieser Hustentyp Pseudocroup-Husten genannt werden. Es handelt sich normalerweise um eine virale Infektion der oberen Luftwege. Bei kleinen Patienten kann sich der Kehlkopf/die Luftröhre entzünden. Charakteristisch sind ein trocken-bellenden Husten und oft ein deutlich hörbares "Pfeiffen" beim Einatmen. Bitte suchen Sie umgehend einen Arzt oder in der Nacht eine Klink auf.

Durchfall

Wenn ihr unter einem Kind Durchfall leidet, der länger als 12 Stunden anhält, muss der Grund dafür gefunden werden. Wenn der Durchfall wässrig ist, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Ganz wichtig: Bei Säuglingen und Kleinkindern besteht Austrocknungsgefahr.

Erbrechen

Ihr Kind muss sich immer wieder erbrechen? Und das länger als sechs Stunden oder immer häufiger? Suchen Sie umgehend einen Arzt auf.

Fieber

Von 37,2 °C bis 37,8 °C  sprechen wir von erhöhter Temperatur. Alles was darüber hinausgeht, wird als Fieber bezeichnet. Gerade bei Kleinkindern unter 2 Jahren sollte bei länger andauerndem Fieber oder bei apathischem Verhalten die Ursache gefunden werden. Oft kommt das Fieber nicht allein. Durchfall, Husten, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, eitriger Schnupfen oder Erbrechen können als Begleiterscheinungen auftreten.

Gifteinnahme

Bei Vergiftungen, z.B. durch Tabletten, Reinigungsmittel, Pflanzen, Nagellackentferner, Insektizide, Lampenöl, Schädlingsgifte ist eine umgehende Vorstellung des Kindes im Krankenhaus erforderlich. Der Giftnotruf Berlin (Telefon +49(0)30-19240) ist 24 Stunden besetzt und kann erste Hilfestellung leisten.

Husten

Bis zu 15! mit Husten einhergehende Infekte der oberen Luftwege im Jahr sind bei Kindern bis zum Alter von 3 Jahren nicht ungewöhnlich. Bei wiederkehrendem, länger andauerndem Husten such Sie bitte einen Arzt auf, damit die geklärt werden kann, ob ein lästiger aber harmloser Virus oder eine bakterielle Infektion der Verursacher ist.

Insektenbiss

Wenn ihr Kind von einem Insekt gebissen wurde und der Einstichstelle ungewöhnlich groß anschwillt, sich bläuliche oder rote Verfärbungen zeigen oder das Kind ungewöhnlich reagiert, suchen Sie einen Arzt auf.

Juckreiz

Juckreiz kann unterschiedliche Ursachen haben, z.B. allergische Reaktionen, Hauterkrankungen, Parasiten. Eine Abklärung der Ursache ist für die adäquate Therapie unabdingbar.

Knochenbrüche

Bei Verdacht auf Knochenbrüche suchen Sie umgehend einen Facharzt auf (Orthopäde/Unfallchirurg). Knochenbrüche müssen fachmännisch versorgt werden, um Spätfolgen auszuschließen. Verstauchungen können konservativ behandelt werden. Bei der Diagnosestellung hilft der Kinderarzt gerne.

Lymphknoten

Vergrößerte oder geschwollene Lymphkonten sind nicht ungewöhnlich und treten oft im Zusammenhang mit banalen Infekten auf. Manchmal stecken aber auch komplexere Krankheitsbilder dahinter (z.B. Pfeiffersches Drüsenfieber). Dies sollte von Fall zu Fall abgeklärt werden.

Migräne

Auch Kinder und Jugendliche können bereits unter den typischen Symptomen einer Migräne leiden und an dieser erkranken. Bei begründetem Verdacht erfolgt die ausführliche Diagnosestellung und ggf. eine Therapie durch den Facharzt für (Kinder)-Neurologie.

Nichtansprechbarkeit

Wenn ihr Kind apathisch, lethargisch oder ungewohnt schläfrig ist, kommen Sie bitte umgehend zu mir oder suchen anderweitig medizinische Hilfe. Schläfrigkeit ist immer ein Alarmzeichen, egal in welchem Alter das Kind ist. Wenn sich ihr Kind nicht aufmuntern oder ‚erwecken‘ lässt, ist dringend ein Besuch beim Arzt nötig.

Ohrenschmerzen

Mittelohrentzündungen und (besonders im Sommer) Gehörgangentzündungen stellen eine alltägliche, oft sehr schmerzhafte Erkrankung dar. Die Behandlung beider Erkrankungen ist unterschiedlich, von daher suchen Sie bei Ohrenschmerzen zur differenzierten Diagnose einen Arzt auf. Oft reichen bei der Schwimmbadotitis Ohrentropfen nicht aus.

Pilzinfektionen

Kinder zählen zur Risikogruppe für Pilzinfektionen, da ihr Immunsystem noch nicht so stabil ist. Wenn Kinder häufig kränkeln, abgeschlagen, müde und träge sind, sollten Sie die Ursache beim Arzt abklären lassen. Auch Unwohlsein, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, teilweise aber auch Kopf- und Gliederschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen können Symptome sein, die auf eine Pilzinfektion hindeuten.

Quetschung

Hat sich das Kind gequetscht, geklemmt kommen Sie in die Praxis, wenn die Schmerzen sehr stark sind. Nicht nur zur Linderung der Schmerzen, sondern auch um eine eventuelle Fraktur auszuschließen.

Reflux beim Baby

Wenn das Baby nach dem Füttern schwallartig erbricht oder stark hustet und unregelmäßig atmet oder es beim Hinlegen schreit und es erst besser wird, wenn Sie es aufrichten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Es kann sich um die sogenannte Refluxkrankheit handeln, bei der Nahrung aus dem Magen zurück in die Speiseröhre fließt und in die Luftröhre gelangen kann.

Sonnenbrand

Hier gilt besonders: Vorbeugung ist besser als Heilen. Ein hochwertiger Sonnenschutz mit hohem Schutzfaktor (über 40) ist dringend zu empfehlen. Regelmäßig erneut auftragen und grundsätzlich nicht zu lange Zeit in der prallen Sonne verbringen. Auch im Schatten Sonnencreme verwenden (Streustrahlung). Wenn das Kind nach dem Aufenthalt in der Sonne über Kopfschmerzen klagt, berührungsempfindlich, suchen Sie einen Arzt auf. Ein Sonnenbrand/Sonnenstich gehört in ärztliche Behandlung.

Schmerzen generell

Ihr Kind klagt über Schmerzen, z.B. nach einem Sturz und lässt sich nicht mehr beruhigen oder ihr Baby will nichts mehr trinken, suchen Sie unverzüglich einen Arzt auf.

Trinkschwäche

Bei Babys kann eine plötzlich reduzierte Aufnahme von Milch ein Hinweis sein, dass "etwas nicht stimmt". Das können relativ harmlose Ursachen wie Koliken/Blähungen sein. Es könnte sich aber auch um ein wichtiges Warnsignal für ernsthafte Erkrankungen (Harnwegsinfekt, Sepsis) handeln. Diese kleinen Patienten müssen dem Kinderarzt umgehend vorgestellt werden.

Unfall

Bei jeglicher Art von Unfall, sei es auf dem Spielplatz, im Straßenverkehr, der Kita oder zu Hause, suchen Sie bitte unverzüglich einen Arzt oder ein Krankenhaus auf. Es muss abgeklärt werden, ob Verletzungen vorliegen, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind.

Verbrennungen

Alle Verbrennungen/Verbrühungen, die über eine leichte und eng begrenzte Rötung hinausgehen, sollten - insbesondere bei Babys und Kleinkindern - unverzüglich einem Arzt vorgestellt werden. Wichtig ist die sofortige Kühlung der betroffenen Stelle mit reichlich kaltem Wasser über mehrere Minuten.

Wunde

Kleinere Wunden/Verletzungen, die nicht stark bluten, können mit den üblichen Hausmitteln versorgt werden (Desinfektion der Wunde und Verband). Bei tieferen, stark blutenden Schnitt- oder Platzwunden suchen Sie bitte einen Arzt oder die Klinik auf. 

Zahnschmerzen

Bei Schmerzen im Mund sollte abgeklärt werden, ob eine Vorstellung beim Zahnarzt notwendig ist oder eine andere Ursache (Aphten, Stomatitis) vorliegen könnte.

Wann reicht Beobachtung aus?

Im Regelfall gilt: Wenn das Kind spielt, fröhlich ist, gleichmäßig und ohne Anstrengung atmet und auch Appetit hat, besteht kein Grund einen Arzt aufzusuchen. Kinder zeigen sehr genau, wann es ihnen wirklich schlecht geht. Manchmal fühlen sie sich vielleicht etwas unwohl, wünschen sich etwas mehr Aufmerksamkeit. Das ist mit kleinen Menschen genauso, wie mit Großen. Mein Rezept dagegen: einmal mehr in dem Arm nehmen, Kuschel- und Vorlesezeiten ausdehnen und oft reguliert sich der kleine Durchhänger von selbst. Bei einem kurzzeitigen Durchfall oder einmaligem Erbrechen besteht ebenfalls kein Grund zur Sorge. Wenn das Kind beispielsweise kurz nach dem Übergeben wieder fröhlich spielt und sich »wie immer« verhält, ist alles in Ordnung.

Doch wie immer gilt auch hier: Sobald Sie sich unsicher sind, rufen Sie mich an!